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aktuelle Forschung zu geschlechterbewusster Sprache

Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft diskutierten fast 100 Personen geschlechterbewusste Sprache

Vom 3. bis 5. März 2023 fand an der Universität Köln die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft (DGfS) statt. In diesem Jahr gab es wieder eine AG zum Thema genderbewusste Sprache. Unter dem Titel "Geschlechterbewusste Sprache: Routinisierter Gebrauch und kreative Neuformen" diskutierten an drei Tagen fast 100 Personen die vielfältigen Facetten des Themas.

Die eingebrachten Themen reichten von Fragen der Grammatik über Studien zur Verwendung gendergerechter Sprache im Radio bis hin zu Befragungen zu Einstellungen zu gendergerechter Sprache. Alle Abstracts finden Sie hier.


Professorin Anita Körner von der Universität Kassel stellte beispielsweise vier Experimente vor, die sie mit Kolleg*innen der Universität Würzburg auch zu neueren genderbewussten Alternativen durchgeführt hat. Die Teilnehmenden der Untersuchungen lasen oder hörten Satzpaare. Im ersten Satz wurde eine Personengruppe im 'generischen Maskulinum', in Beidnennung, mit Genderstern bzw. Glottisschlag oder dem generischen Femininum genannt. Im zweiten Satz gab es einen Rückbezug auf eine männliche oder weibliche Subgruppe: "Die Studenten/Studentinnen und Studenten/Student*en gingen zur Mensa, weil einige der Frauen/Männer Hunger hatten." Aufgabe der Teilnehmenden war anzugeben, ob der zweite Satz eine plausible Fortsetzung des ersten Satzes war.

Wie schon in anderen Studien zeigte sich eine Verzerrung zugunsten männlicher Subgruppen bei der Verwendung des generischen Maskulinums, d.h. im Vergleich zu weiblichen Subgruppen waren die Antworten schneller und insgesamt häufiger als zutreffend bewertet. Bei der Beidnennung wurden Männer und Frauen gleichmäßig repräsentiert. Bei der Form mit Gender-Stern wurden etwas häufiger und schneller die weiblichen Subgruppen als sinnvolle Ergänzung erwidert. Die Stärke der Verzerrung beim Genderstern war jedoch geringer als beim generischen Maskulinum. abstract zum Vortrag


Die AG gab insgesamt viele Einblicke in die vielfältigen Perspektiven auf das Thema genderbewusste Sprache, auf ganz unterschiedliche Forschungszugänge und weitere offene Fragen.

Organisiert wurde die AG von Mitgliedern des DFG-Projekts "Genderbezogene Praktiken bei Personenreferenzen: Diskurs, Grammatik, Kognition", das seit 1,5 Jahren an den Universitäten Mainz und Freiburg zu gendergerechter Sprache interdisziplinär forscht. Weitere Informationen zu den verschiedenen Teilprojekten finden Sie hier.


weiterführende Literatur zur Studie von Körner et al. und ähnlichen Untersuchungen:

Gygax, Pascal; Gabriel, Ute, Sarrasin, Oriane, Oakhill, Jane, & Garnham, Alan (2008): Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men. Language and Cognitive Processes, 23(3), 464–485. DOI: 10.1080/01690960701702035

Körner, Anita; Abraham, Bleen; Rummer, Ralf & Strack, Fritz (2022): Gender representations elicited by the gender star. Journal of Language and Social Psychology. https://doi.org/10.1177/0261927X221080181


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